Sektorentrennungen gab es noch keine und auch die automatischen Drehkreuze am Eingang des Stadion Schützenwiese waren noch nicht installiert. Die Gegner des FC Winterthurs hiessen nicht FC Basel oder Young Boys, sondern Kriens und Xamax. Am 21. April besuchten die Jungfreisinnigen Winterthur das Stadion Schützenwiese und durften vom langjährigen Geschäftsführer und heutigen Medienverantwortlichen Andreas Mösli viele spannende Episoden rund um den Fussballclub der Stadt erfahren. Wussten Sie zum Beispiel, dass während des 1. Weltkrieges eine Umwandelung des Fussballfeldes in einen Acker nur knapp verhindert werden konnte? Auch über Herausforderungen bei einem damals hypothetischen Super League Aufstieg haben wir uns unterhalten. Ist das Bestehen der Sirupkurve gefährdet in der höchsten Schweizer Fussballliga? Zum krönenden Abschluss unseres Stammes durften wir durch das legendäre Spielertunnel auf das Feld hinauslaufen – nur «Hells Bells» von AC/DC fehlte. Was der FCW ein paar Wochen nach unserem Stamm vollbrachte, muss an dieser Stelle nicht speziell erwähnt werden. Das ist Teil der Winterthurer Stadtchronik.

Doch was hat Fussball mit Politik zu tun? Nun, dem erfolgreichen Aufstieg liegt nicht zuletzt auch ein Kredit für die Bewilligung von Sofortmassnahmen durch das Stadtparlament zugrunde. Neben diesem Berührungspunkt gibt es noch einige Gemeinsamkeiten zwischen einer Partei und einem Fussballverein. Beginnend mit dem Nachwuchs. Ist dieser in grossem Masse vorhanden, können Talente später in wichtige Positionen aufsteigen. Wir haben dies Anfang Jahr bei der Stadtparlamentswahl eindrücklich gesehen, als gleich vier Jungfreisinnige für die FDP hineingewählt wurden (an dieser Stelle nochmals herzliche Gratulation Raphael Perroulaz und Jan Fehr zur Wiederwahl, Raphael Tobler und Gioia Porlezza zur Neuwahl!). Um langfristig erfolgreich auf kommunaler Ebene bestehen zu können, muss die Förderung der jungen Generation sogar einen höheren Stellenwert als beim Fussball haben, weil in der Politik Transferspieler nicht einfach eingekauft werden können. Zum Glück. Könnten Sie sich etwa vorstellen, dass Dieter Kläy plötzlich zur FDP Basel-Stadt transferiert würde?

Um ein Spiel zu gewinnen, braucht es die ganze Mannschaft und nicht nur Einzelspieler. Nächstes Jahr haben wir gleich zweimal die Möglichkeit zu beweisen, dass wir als Team erfolgreich sein können. Im Februar, wenn wir unsere zwei Sitze im Kantonsrat verteidigen werden und dann im Herbst, dem Saisonhöhepunkt, wenn wir die FDP im Nationalrat stärken wollen.

Etwas, was wir für zu langatmige Mitgliederversammlungen noch vom Fussball lernen können: Nach 90 Minuten folgt der Schlusspfiff und das Spiel ist vorbei…

Benjamin Frei
Vizepräsident Jungfreisinnige Winterthur