Er hat schon lange Einzug in den politischen Alltag gehalten und bereits viele Namen. Populismus, postfaktische Behauptungen, alternative Fakten oder kurz gesagt ein politischer Wettbewerb, der für die Schweiz unwürdig ist. Doch was hat diese politische Popkultur ausgelöst und geprägt, warum hat sie so viele Anhänger? Schnell wird die Schuld auf Social Media abgeschoben – dort kann man vermeintlich alles posten, liken und ungefiltert kommentieren. Das ist richtig, aber gleichzeitig auch falsch. Social Media generiert die Inhalte nicht selber, es braucht Menschen, die schreiben, kommentieren und weiterverbreiten. Stark gilt, wer mit 144 Zeichen auf Twitter Lösungen für komplexe Themen präsentiert, ein Langweiler ist, wer dafür mehr Zeichen braucht. So einfach ist das. Oder wie erklären Sie sich den Erfolg von Donald Trump? Undifferenziert, einfach, vermeintlich logisch. Doch was passiert und wie geht es weiter? Dies abzuschätzen ist schwierig – aber sie sind aktuell live dabei und kriegen mit, was in der USA geschieht. Diese Schulstunde ist zwar nicht das, was wir oder zumindest ich mir gewünscht habe, aber wenn es schon einmal geschieht, ist es besser zuzuschauen und zu lernen, als die Augen davor zu verschliessen. Ich höre oft, dass Politik ein Drecksgeschäft ist – ja und nein. Man kann Politik auf eine lösungsorientierte und meist unspektakuläre Weise betreiben oder man kann sich einer medialen Schlammschlacht und der eigenen Bekanntheit widmen. Was würden Sie lieber tun? Welche Politiker kennen Sie? Diejenigen die im stillen Kämmerchen die Geschäfte erledigen oder jene welche lauthals gegen bestimmte Gruppierungen (und ja auch die Unternehmer sehe ich als eine Gruppierung) hetzen? Populismus ist ab und zu verlockend und ich bin überzeugt, jede und jeder verwendet ab und an pauschale, vereinfachte Aussagen. Solange dies mit einem Augenzwinkern und Humor geschieht, mag das okay sein. Die Grenze ist aber dann Überschritten, wenn offensichtliche Lügen oder Fehlinformationen weiterverbreitet werden. Im aktuellen Abstimmungskampf habe ich dies als sehr intensiv empfunden. Burka- und Terroristenplakate der SVP, aber auch postfaktische Behauptungen bei der USR III. In Winterthur hat mich besonders der Brief an die Bevölkerung von Stadträtin Yvonne Beutler gestört. Das sich Yvonne Beutler gegen die USR engagiert, ist keine Überraschung. Der Stadtrat hat die Stimmfreigabe beschlossen. Dass dies nirgends auf dem Brief, der den Anschein macht, als komme er von der Stadt, vermerkt ist, stimmt nachdenklich. Sie sehen, eine einfache Deklaration, ob es sich um die eigene Meinung oder die Meinung des Gesamtstadtrates handelt, macht den Unterschied. Es ist nicht einfach, sich gegen den Populismus zu stellen, sich vertieft in teils unspektakuläre Themen hineinzudenken und sich eine eigene Meinung zu bilden. Für das System Schweiz ist aber genau dies unerlässlich. Zum Schluss: Was kann ich persönlich gegen diesen Trend tun? Ganz einfach: Engagieren Sie sich – und zwar ganz egal, ob in der Politik, im Verein oder in der eigenen Nachbarschaft. Schauen Sie über den Bildschirm hinaus und erfreuen Sie sich auch am Leben im offline Bereich – ich wünsche Ihnen viel Spass dabei ☺